Nicht in Seattle

Reisen, Leben und der tägliche Wahnsinn – ein privater Blog

Eine Poetry Slam Schablone to go

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Foto: Public Domain

Ich mag Poetry Slams, schon seit meiner Studienzeit in Bielefeld. Damals, als das alles noch total unbekannt und underground war, würde man heute behaupten. Gute Slams inspirieren mich, regen zum Nachdenken an, machen eine Menge Spaß. Einige Slammer haben dabei die erstaunliche Fähigkeit immer wieder neue Slam-Stile zu erschaffen und einen damit vom Hocker zu reißen (warum musste ich jetzt gerade an schtzngrmm denken). Leider habe ich das Gefühl, dass diese Innovationsfreude mit den Jahren abgenommen und sich stattdessen ein quasi-Slam-Standard durchgesetzt hat. Dieser zeichnet sich durch eine recht monotone, schnellfließende, fast schon rap-ige Sprechweise aus, welche konstant bis zum Ende beibehalten wird (mit Ausnahme einiger bedeutungsschwangeren Pausen zum Luft holen). Beim letzten Bastard Slam in Kreuzberg waren ca. 80% aller Slams nach diesem Schema aufgebaut! Die Vortragsweise an sich sagt natürlich erst mal nichts über den Inhalt aus. Es gibt hervorragende Slams in diesem, ich taufe es mal Slam-Style. Andersrum ist ein Slam im Slam-Style nicht automatisch ein guter Slam.

Falls man nicht vesteht, was ich damit meine: Ich habe mal versucht einen typischen Slam-Style-Slam nachzubauen (juhu, mein erster »Slam«). In diesem Sinne: Suppe, yippeyeah, stay true!

Heute…

entlasse ich die Worte,
vorher völlig ungeordnet,
nun in neuem Licht erscheinen.
Und ich kann es nicht verneinen
einen Sinn zu vermeiden, denn…
unsre Intention,
fast unscheinbar, gar verlorn.

Und red ich doch mit ernster Stimme,
hebe eine Faust gen Himmel,
packe Worte in drei Hüllen,
lasse monotype Bilder spielen.

Mal laut, mal leis,
dann schreiend, dann still.
Die Phrasenwalze, was ein Wunder,
aus blassem Wortteig wird ein bunter.
So kann ich selbst auch heiklen Themen
appellatives Antglitz geben.
Das ist es was ich will.

Nicht…

zu vegessen ist die Stille.
Vorher schnell, und schneller Wille,
nun abrupt der Paus erlegen.
Und ich weiß es ist verwegen,
kann ich doch noch eins ergänzen:
Denn zur letzlichen Vollendung
darf der Großstadt Flair nicht fehlen!
(Und ich kann es nicht verhehlen,
selbst so nahgelegne Reime
für mein Wortwerk fremdzustehlen.)

Eine Nacht, die erwacht,
und sich schwebend leis erhebt,
Um im Rhythmus der Extreme
eine wenig souveräne…
Geschichte zu erzählen.

Oben, tägliche Routinen,
leere Menschen auf den Schienen,
Das Durchstreifen dunkler Nächte
wird zum Kunstobjekt erhoben.
Auf der Suche nach der Liebe,
Exerzieren aller Triebe.
Vergessen…

wird doch allzu oft,
dem ganzen etwas Tiefsicht beizumessen.

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