Nicht in Seattle

Reisen, Leben und der tägliche Wahnsinn – ein privater Blog

2021 – Das Jahr des Laufens

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Sonnenuntergang am Orankesee

Schon 2020 war sportlich für mich eher eine Katastrophe. Die Fitnessstudios waren entweder geschlossen oder meine Motivation, mich mit keuchenden Menschen in schlecht belüftete Räumen aufzuhalten, hielt sich in Grenzen.

Ring Fit Adventure

Über Wasser halten konnte ich mich nur dank des wirklich genialen Spiels Ring Fit Adventure für die Nintendo Switch. Ja, richtig, das ist ein Fitness-Spiel für eine Spiele-Konsole mit einem sportlichen Controller. Dank Corona war es monatelang ausverkauft und kursierte teilweise zu horrenden Preisen am Markt. Ich konnte zum Glück noch recht früh eins ergattern und habe mir damit viele Monate die Zeit vertrieben. (Vielleicht gibt’s dazu noch einen separaten Beitrag, aber ich möchte nicht zu viel versprechen. 😅) Das Spiel hat mich jedenfalls so motiviert wie noch nie eine andere Sportart zuvor! Ich war wirklich überrascht. Kurz: Gamification ist das Zauberwort…

Von Spaziergängen…

Ich konnte eigentlich schon immer sehr gut meine Zeit zuhause verbringen, aber 2021 wurde es mir zu viel. Die vielen Monate Home Office machten sich bemerkbar, die Altbau-Decke fiel mir auf den Kopf. Den Drang, nach draußen in die Natur zu gehen, hatte ich noch nie so sehr verspürt wie in dieser Zeit.

Dazu muss ich noch erwähnen, dass ich im Herbst 2020 vom Partyzentrum Friedrichshain eher zufällig in eine etwas grünere Gegend nach Weißensee umgezogen bin. Irgendwann legte ich mir also eine kleine Routine zu und machte täglich ganz oldschool in der Mittagspause einen Spaziergang durch den Kiez. Und entdeckte mit der Zeit richtig tolle Parks und Seen. Fast direkt vor der Haustür! In Friedrichshain unvorstellbar, wo ich eher darauf achten musste, nicht direkt überfahren zu werden, einen Hörsturz zu kriegen oder an Feinstaub zu ersticken. Mir fiel die Kinnlade herunter, was eine schöne Natur! Und wie hatte ich das vermisst… Und wie gut tat das bitte…

… zum Laufen

Spaziergänge reichen aber nicht aus, um den körperlichen Verfall aufzuhalten. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich so ungelenkig geworden war wie ein Sack Zement. Was also tun?

Ganz ehrlich: Ich hasse Laufen, eigentlich. Ich fand es monoton, langweilig und es dauerte mir zu lange. Es gab zwar immer mal wieder Phasen in meinem Leben, in denen ich ein paar Wochen am Stück gelaufen bin, es dann aber schnell wieder sein gelassen hab. In Bielefeld wohnte ich direkt am Teutoburger Wald, eigentlich ideale Bedingungen, hab’s aber trotzdem nicht durchgezogen. Und in Friedrichshain war es echt keine Freude. Zu viele Ampeln, Autos, Menschen. Eine Ausrede war auch immer ein bisschen, dass Mensch sich damit die Gelenke kaputt macht, wie wir beim Zivi gelernt haben. Walking ist da viel gesünder und schonender. Nur wer macht das schon freiwillig. Auch nach meinem Umzug – es muss um die Weihnachtszeit 2020 gewesen sein – habe ich noch einen kleinen Versuch einmal um den Weißen See gewagt und mir anschließend nach Atem ringend geschworen, es nie wieder zu tun.

Ich weiß nicht mehr genau, was nun der Auslöser war, aber im Sommer 2021 hatte ich den Drang, es doch noch mal mit dem Laufen zu probieren. Die ersten Male waren die Hölle… Ich bin nicht weit gekommen und die Knie haben schnell gestreikt. Aber ich bin behutsam drangeblieben, habe auf meinen Körper gehört, die Frequenz langsam erhöht und er gewöhnte sich. Inzwischen kann ich es nachvollziehen, wie es die Läufer immer wieder nach draußen zieht; es entsteht ein innerer Drang, den ich vorher gar nicht kannte. Sogar Schnee und Eisregen konnten mir nichts anhaben.

Was war dieses Mal anders, als bei den Versuchen davor? Ein Punkt ist sicherlich, dass es für die Motivation von Vorteil ist, nicht im kalten Winter anzufangen. Wer hätte es gedacht. Der für mich wichtigste Faktor ist aber tatsächlich die schöne und vor allem ruhige Umgebung hier. Es macht einfach Spaß, eine Orts-Kontroll-Runde zu drehen, sich die Seen anzuschauen und die Vögelchen zu begrüßen. Inzwischen laufe ich regelmäßig ein, zwei mal die Woche, zwar immer noch nicht so schnell und nicht so weit, aber die Fortschritte sind erkennbar! Den ersten Aha-Effekt gab es, als ich mal wieder zur Bahn rennen musste und nicht wie sonst außer Puste war. Dafür hat es sich schon gelohnt. 😊

2021 sind letztendlich 111 km auf meinem Tacho herumgekommen und ich bin schon gespannt, wieviele es 2022 werden.

🏃‍♂️💨

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