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Gedankenspiel: Klimaschutz und Konsum

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Ich erinnere mich noch gut an einen Vortrag, den ich mal in der Schule gehalten habe. Darin ging es um alternative Fahrzeugkonzepte, konkret um die damals aktuellen Entwicklungen eines emissionsfreien Wasserstoffautos von BMW. Es gab bereits Prototypen, der Stand der Technik klang ziemlich vielversprechend. Das müsste so in etwa vor 16, 17 Jahren gewesen sein.

Sprung ins Jetzt: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) muss ohne Plan zur Weltklimakonferenz fahren, so die Schlagzeile von gestern. Der deutsche Klimaschutzplan 2050 konnte durch Blockade der Union nicht beschlossen werden. Dass Deutschland durch den Einfluss diverser Lobbys den Platz des Klimaschutz-Vorreiters längst räumen musste, wird immer deutlicher. Man schafft es nicht eine Strom-Leitung vom Norden in den Süden zu legen. Die Autos verpesten immer noch die Städte, obwohl seit Jahrzehnten alternative Konzepte in den Schubladen liegen. Mit der Kohle will ich gar nicht erst anfangen. Was man hier sieht ist ein klassischer politischer Stillstand durch Interessenskonflikte. Die möglichst schnelle Verringerung der Erderwärmung scheint kein Primärziel zu sein, obwohl jetzt schon die Zeit dafür viel zu knapp ist. (Siehe dazu auch was Lesch sagt, oder etwas kürzer hier.)

Dazu hatte ich heute eine lustige Idee: Vorreiter und Impulsgeber in umweltfreundlichen Technologien sind inzwischen immer häufiger junge global agierende (Groß-)Konzerne. Google ist es zu verdanken, dass autonomes Fahren ein realistisches Thema geworden ist. Tesla zeigt, was mit Elektroautos und dazugehöriger Ladeinfrastruktur möglich ist. Elon Musk tobt sich mit dem Hochgeschwindigkeitszug Hyperloop, Solarstromanlagen und der Eroberung des Weltraums aus. Apple Energy investiert in erneuerbare Energien, um die Rechenzentren klimaneutral zu betreiben. Microsoft experimentiert mit selbstversorgenden Rechenzentren im Meer. Greenpeace hebt in seinem Bericht von 2015 vor allem Apple, Google und Facebook hervor, während Oracle, Amazon und Ebay sich auf den hinteren Plätzen versammeln.

Gedankenspiel: Kann ich also durch einen gelenkten Konsum mehr verändern als durch mein Kreuzchen auf dem Wahlzettel? Wäre der Kauf eines Produktes einer klimaschutzbewussten und einflussreichen Firma vergleichbar mit einer Spende für gute Zwecke?¹

¹: Natürlich sind die oben genannten Beispiele mit Vorsicht zu genießen. Die Motive eines Konzerns mit klimaneutralen Rechenzentren auf der einen und Wegwerfhandies auf der anderen Seite mag hinterfragt werden. Der globale Einfluss gerade der ersten beiden Beispiele ist allerdings nicht von der Hand zu weisen: Ohne Google und Tesla würde in Deutschland das Thema Elektromobilität vermutlich noch einen Tiefschlaf halten.

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